Kommunikation ist eines meiner persönlichen Leidenschaftsthemen. Da es mir ein Anliegen ist viele Kollegen von der ihrer Bedeutung im Medizineralltag zu überzeugen, gibt es heute diesen Artikel mit 5 guten Gründen.
1. Kommunikation ist wichtig, weil der Großteil unseres beruflichen Alltags davon geprägt ist
Obwohl ich mir der Bedeutung und der Präsenz von Kommunikation bewusst bin, oder dachte es zu sein, war es doch überraschend als ich während der gedanklichen Vorbereitung für diesen Artikel bemerkte wie häufig tatsächlich Kommunikation in unserem Berufsalltag als Ärzte stattfindet.
Die wichtigsten Punkte einmal aufgezählt:
- Dienstbesprechungen im ärztlichen Team
- Visite
- Aufnahmegespräche, Entlassungsgespräche, Arzt-Patienten-Gespräche im Verlauf
- Gespräche mit Angehörigen
- Kontakt mit Pflegepersonal (Anweisungen, Ablaufpläne, Stationsorganisation,…)
- Absprachen mit Kollegen (während Operationen und anderen Eingriffen, Tumorboards, Radiologischen oder pathologischen Demonstrationen…)
Geht es dir ähnlich wie mir? Wir kommunizieren eigentlich wirklich fast immer.
Natürlich trifft das nicht für alle Fachrichtungen gleichermaßen zu. Radiologen oder Pathologen haben einen deutlichen höheren Anteil an stiller Arbeit nur für sich (wenn es um das Befunden geht).
Wie kann etwas, das offensichtlich DEN Teil in unserem beruflichen Alltag einnimt also nicht wichtig sein.
Und wie kann es sein, dass diese Fähigkeit immernoch für unwichtig gehalten wird oder ihr zumindest keine besondere Aufmerksamkeit zufließt?
Wie kann es sein, dass wir zwar fachlich ausgebildet werden, uns Dinge von Kollegen gezeigt und erklärt werden, wir aber selten jemanden an unserer Seite wissen, wenn es um das Thema Kommunikation geht?
Wahrscheinlich weil zu viele Menschen immernoch davon ausgehen, dass es etwas ist, das man eben kann. Können sollte. Von zuhause mitgegeben bekommen haben sollte, oder so.
2. Kommunikation ist wichtig, weil sie immer stattfindet – ob aktiv oder inaktiv, bewusst oder unbewusst.
„Man kann nicht nicht kommunizieren.“
Dieses Zitat von Paul Watzlawick ist eines der bekanntesten, wenn es um das Thema Kommunikation geht.
Es verdeutlicht, dass Kommunikation immer da ist. Zumindest wenn Menschen zusammenkommen. Kommunikation sind nicht nur die gesprochenen Worte. Es sind Gesten, Mimik, es ist die Tonlage, die Intensität der Stimme, die Stimmmelodie. Es sind aber auch innere Haltungen, Einstellungen, Meinungen. All das – laut ausgesprochen oder nicht – wirkt auf unser Gegenüber und all das wirkt natürlich auch immer von unserem Gegenüber auf uns!
(Eigentlich findet eine Art von Kommunikation auch dann statt, wenn man nur mit sich allein ist – ob laut ausgesprochene Gedanken oder Stille – die Gedankenflut lässt uns meist nicht in Ruhe…so kommunizieren wir sogar mit uns selbst, quasi ständig.)
3. Kommunikation ist wichtig, weil die Qualität unserer Arbeit als Team wächst, wenn sie uns gut gelingt und nachlässt, wenn es schlecht läuft.
Sich zu verstehen, zu wissen wer welche Aufgabe übernimmt, welche Ziele zu erreichen sind, wie Dinge getan werden…all das ist entscheidend für die effektive und qualitativ hochwertige Arbeit eines Teams.
Ganz häufig stehen Kommunikationsprobleme, Missverständnisse oder Unklarheiten am Anfang einer Handlungskette, die am Ende zu Fehlern führt.
Wir Ärzte sollten dabei nicht aus den Augen verlieren, dass auch wir Teil eines Teams sind. Dass wir ein Puzzlestück sind, damit das Ziel: „die Heilung/Genesung/Symptomlinderung der Patienten“ erreicht werden kann.
Weil wir besonders viel Verantwortung tragen und regelmäßig wichtige Entscheidungen treffen, fühlen wir uns manchmal sehr einsam. Das Teamgefühl verschwindet und wenn man nicht sehr aufmerksam diesbezüglich ist, passiert ganz schnell eins: man gibt Druck/Stress nach unten weiter und trampelt dadurch (meist unbewusst) auf dem Team herum, zu dem man selbst gehört. Das wiederum ist logischerweise keine Grundlage für gute Zusammenarbeit und dem Gefühl als Kollektiv zu funktionieren.
Teil eines Teams zu sein ist Verantwortung und Geschenk zugleich. Die Verantwortung besteht darin, sich des Teams bewusst zu sein, dementsprechend zu handeln und zu kommunizieren. Das Geschenk ergibt sich aus dem funktionierenden Team, das gute Arbeit macht und vor allem aus dem Gemeinschaftsgefühl, dass ein wenig Druck von den manchmal so einsamen Arztschultern nehmen kann.
4. Kommunikation ist wichtig, weil es der direkteste, günstigste Weg ist wichtige Informationen und Hinweise von unseren Patienten zu erhalten.
Wenn sich Patienten in unsere Hände geben, sich uns anvertrauen und von uns Hilfe wünschen, dann ist es immer wieder eine große Herausforderung die wichtigen Informationen und Hinweise von ihnen zu erhalten, die uns helfen die richtige Diagnose zu stellen bzw. zunächst die entsprechenden Untersuchungen anzuordnen.
Hier treffen wir nicht nur auf kommunikative Herausforderung, sondern oftmals gleichzeitig auf ökonomische. Denn meist bleibt uns für ein Aufnahmegespräch nicht viel Zeit.
Manchmal ist es kaum möglich den Redeschwall zu unterbrechen, der zwar meist auch einige wichtige Details enthält, ganz oft jedoch auch jede Menge netter privater Nebengeschichten, die für die medizinische Problematik nicht von Bedeutung sind.
Unseren Patienten in begrenzter Zeit, freundlich, zugeneigt, empathisch und mit offenem Ohr zu begegnen und gleichzeitig das Gespräch souverän zu führen um alle Hinweise möglichst schnell zu erhalten ist eine wahre Kunst.
Wir sollten dies von Zeit zu Zeit würdigen, uns aufmerksam darin üben und auch mal nachsichtig sein, wenn uns diese große Aufgabe nicht immer mit Bravour gelingt.
5. Kommunikation ist wichtig, weil es unsere Chance ist Patienten zu erreichen um Ihnen Hoffnung zu schenken, Ihnen Klarheit zu verschaffen und Ihnen Sicherheit zu signalisieren.
Der Patientenkontakt ist nicht nur wichtig um schnellstmöglich alle relevanten Informationen, Symptome und Hinweise zu erhalten um auf medizinischem Weg die richtigen Schritte einzuleiten.
Es ist unsere beste, direkteste Möglichkeit zu den Patienten als Menschen vorzudringen. Sie dort abzuholen wo sie stehen, ihnen Klarheit zu verschaffen, ihnen medizinische Zusammenhänge zu erläutern und gemeinsam Entscheidungen zu treffen.
Es ist unsere Chance und unsere Pflicht (wie ich finde) diesen bedeutsamen, sehr sensiblen Kontakt genau als das wahrzunehmen. Als bedeutsam und sehr sensibel.
Und auch hier gilt wieder sich bewusst zu machen, dass das gesprochene Wort allein nicht das einzig entscheidende ist. Unsere Körpersprache, d.h. unsere Haltung, unsere Bewegungen, Gestik und Mimik UND unsere innere Einstellung entscheiden ebenso maßgeblich über den Eindruck, den der Patient von uns gewinnt. Ob er sich gut aufgehoben, gut betreut fühlt oder ob er sich eher nur als Nummer abgestempelt fühlt, die hier neben tausend weiteren einfach abgearbeitet wird.
Ich hoffe, ich konnte auch dich ein wenig von der Bedeutung der Kommunikation überzeugen. Indem ich das Wort in diesem Artikel 16 mal verwendete, habe ich mich jedenfalls redlich bemüht das zu erreichen.
Ihre Netzwerk Expertin
Konstanze Schwiertz