Können wir es uns leisten, Konflikte auszuhalten statt zu klären?

„… Die neue Kollegin hat schon wieder gekündigt. Und das ist schon die Dritte in 2 Jahren. Ich weiß, die eine Kollegin im Team ist anstrengend und macht es den Neuen nicht leicht. Aber was soll ich tun? Ich weiß nur, irgendetwas muss sich ändern.“

Die Versorgung der Patientinnen und Patienten hat immer Vorrang. Aber was ist mit uns selbst? Und mit unserer Zusammenarbeit im Team? Missverständnisse und Konflikte sind ein ganz normaler Bestandteil unserer Kommunikation. Aber sich damit zu beschäftigen ist unangenehm und hält nur unnötig auf. Oder?

Die Anfragen an Unterstützung bei einer Konfliktklärung in Kliniken und Arztpraxen nehmen zu. Leider oft erst, wenn Mitarbeitende mit Kündigung drohen, öfters krank sind oder es bereits Kündigungen im Team gab. Dann kann es schon zu spät sein und wertvolles Personal ist verloren. Gerade im Gesundheitswesen ist aber jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter wertvoll und neues Personal zu finden ist schwierig. Deshalb möchte ich auch in 2022 einen aktiven Betrag für ein gutes Miteinander in Kliniken und Arztpraxen leisten.

3 Empfehlungen für das neue Jahr

 1. Reflexion im Team

Ein neues Jahr bietet immer die Möglichkeit zum kurzen Innehalten und Überlegen:

  • Was haben wir letztes Jahr alles geschafft?
  • Was lief besonders gut?
  • Was möchten wir im neuen Jahr neu oder anders machen?

Diese Fragen können sich sowohl auf die Arbeitsorganisation als auch auf die konkrete Zusammenarbeit beziehen. Jede*r schildet seine Erfahrungen und Wünsche und gemeinsam können Ziele und Vereinbarungen für das neue Jahr gesetzt werden. Das kann gleichzeitig eine Basis sein, falls später Konflikte auftauchen. Sie können sich auf etwas beziehen, was Sie gemeinsam vereinbart haben.

 2. 4-Augengespräche zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden

Nicht jede*r möchte alles im Team besprechen. Und es gibt auch ganz persönliche Themen, die eher in ein persönliches und vertrauliches Gespräch zwischen Führungskraft und Mitarbeiter*in gehören. Dafür lohnt es sich, mindestens einmal im Jahr ein spezielles Gespräch zu führen. Darin können Themen vorkommen, wie:

  • Wie gelingt mir meine Arbeit? Was unterstützt oder behindert mich?
  • Wie erlebe ich meine Führungskraft/meine*n Mitarbeiter*in und was wünsche ich mir von ihr/ihm?
  • Gibt es private Veränderungen, die Einfluss auf die Arbeit haben?
  • Welche berufliche Weiterentwicklung wünsche ich mir bzw. kann ich anbieten?

3. Eine Feedbackkultur im Team einführen und leben

Eine Arbeitsatmosphäre, in der sich gegenseitig unterstützt und geholfen wird, beinhaltet auch Rückmeldungen, was gut und was falsch gelaufen ist. So kann ein gemeinsames Lernen kontinuierlich ermöglicht werden. Dazu gehören regelmäßige Besprechungen im Team genauso, wie die direkte Ansprache, wenn ein Fehler oder ein Fehlverhalten wahrgenommen werden. Und ein Lob oder Anerkennung, was geleistet wurde, freut jeden und zaubert uns ein Lächeln.

Ich wünsche Ihnen den Mut und das Vertrauen, Dinge, die Ihnen auf dem Herzen liegen mit Ihrer Führungskraft und Ihrem Team zu besprechen. Und wenn es einmal schwierig wird oder Sie ein solches Gespräch in Ruhe mit einer neutralen Person vorbereiten möchten, wenden Sie sich gerne an die/den Coach Ihres Vertrauens.

Ihre Netzwerk Expertin

Annelie Eichhorn

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