Starke Frauen im Interview

Starke Frauen AEN

Frauen müssen keine 100 kg heben, keine Olympiade gewinnen und auch keine Revolutionärin sein um stark zu sein. Starke Frauen sind diejenigen, die sich einsetzen. Tag für Tag. Die bereits mit kleinen Dingen den Menschen helfen oder aber auch mit sehr großen. Starke Frauen sind Menschen, die andere zum Lachen bringen, obwohl sie weinen könnten. Starke Frauen begegnen uns jeden Tag. Und wenn Ihnen heute noch keine begegnet ist, dann schauen Sie in den Spiegel und sagen laut: „ICH BIN EINE STARKE FRAU!“ – Lange haben wir überlegt, wie wir starke Frauen zeigen können, wie wir klar machen können, dass man keinen Oscar gewonnen haben muss. Deswegen freuen wir uns Ihnen heute unsere neue Rubrik vorzustellen: Starke Frauen im Interview. 💪

Wir beginnen mit Cornelia Braach, Apothekeninhaberin, Unternehmerin, Ehefrau, Mutter, Tochter, Frohnatur und vieles, vieles mehr. Sie war eine der ersten mit einem Schnelltestzentrum
im Kreis Siegen-Wittgenstein. Von den Risiken und Hürden berichtet Sie heute im Interview:

💪 Schnelltest-Zentrum, von Anfang an dabei, wie kam es dazu? Welche Hürden galt es zu überwinden? Welche Risiken bestanden? Warum trotzdem?

Durch die Äußerungen unseres Gesundheitsministers Jens Spahn, und beispielsweise auch die Politik in Österreich, war die Entwicklung der Teststrategie für uns ziemlich absehbar.
Wenn auch die genauen Rahmenbedingungen (Wer darf testen? Wie wird es finanziert bzw. abgerechnet?) völlig unklar waren (und teilweise immernoch noch ein wenig unklar sind bzgl. der Abrechnung), so ist doch in den letzten Wochen deutlich geworden, dass der Weg zu etwas mehr Freiheiten zunächst einmal über die Strategie des erhöhten Testens erreicht werden soll.

Ich und wir als Apotheke haben uns verantwortlich gefühlt, hier unseren Beitrag zu leisten und uns so gut es geht auf die kommenden Herausforderungen vorzubereiten.
Also haben wir bereits das Konzept unseres Testzentrums entwickelt, sowie auch alle Vorkehrungen getroffen, als das Ganze noch nicht spruchreif war, damit wir sobald der Startschuss
fallen soll, direkt loslegen können. Durch die Herausforderungen der Maskenausgabe an Risikopatienten kannten wir auch das Vorgehen der Politik schon, dass wir ziemlich auf uns alleine gestellt sind, wenn es um die Umsetzung der Beschlüsse geht und haben einfach losgelegt, bevor die rechtliche Grundlage geschaffen war.

Wir haben unser „Bürofenster“ zur Teststation umgebaut, haben jede Menge Papierkram erledigen müssen (QMS, Gefährdungsbeurteilungen, Betriebsanweisungen schreiben, Hygienekonzepte verfassen etc.), kaum Informationen und Unterstützung erhalten (unser Verband, Kammer, das Gesundheitsamt etc. – alle waren überlastet oder hatten keine sicheren Informationen), eine Software zur Terminanmeldung und für die Zertifikat-Überbringen installiert, die Homepage darauf abgestimmt … und letztlich haben wir uns beim Gesundheitsamt gemeldet, um beauftragt zu werden. Als erste Apotheke im Kreis überhaupt. Das Gesundheitsamt musste dann noch auf die Vorgaben des Landes NRW warten, bevor wir dann mit einem Tag Verspätung (weil die Vorgaben des Landes erst Montag morgen, am Tag des Teststarts an das Gesundheitsamt übermittelt wurden) starten durften.

Klar, das war auch ein wenig mutig – wir hatten die Software bereits bezahlt, als noch keine endgültige politische Entscheidung getroffen war, und wir hatten auch unsere Teststation schon vorbereitet und Poster gedruckt, bevor irgendetwas Politisches druckreif war. Es hätte uns natürlich passieren können, dass wir diese Investitionen und Mühen umsonst gemacht hätten.
Letztlich ist es gut gegangen, und wir konnten sehr schnell mit den ersten Tests beginnen.

Uns ist es einfach wichtig als Apotheke den Menschen zu helfen. Wir möchten für unsere Kunden da sein. Und das bedeutet in diesen Zeiten auch z.B. den Kunden den Besuch eines Angehörigen im Krankenhaus mit gültigem negativen Testergebnis zu ermöglichen, oder auch den Besuch bei der Kosmetikerin und dem Friseur, was vielen ein Stück Lebensqualität zurückgibt und für diese Berufszweige enorm wichtig wird. Zukünftig, wenn es die Zahlen möglich machen, können wir so ggf. auch den Besuch im Restaurant wieder ermöglichen, zumindest im Biergarten im Freien, so hoffen wir.

💪Wie managen Sie geraden den Alltag als Unternehmerin, Apothekerin, Mutter, Tochter und allen anderen Hüten?

Ich habe in diesen Wochen viel Unterstützung von meinem Mann und den beiden Omas, zu denen unsere Tochter eine wunderbare Beziehung hat.

In diesen Tagen habe ich natürlich leider weniger Zeit für sie, und weil ich weiß, dass sie bei den Dreien in den besten Händen ist, fällt es mir etwas leichter mich gerade mehr um die Apotheke zu kümmern. Ich habe dennoch manchmal das Gefühl, ihr gerade nicht ganz gerecht zu werden. Gleichzeitig ist die Arbeit als Testzentrum zeitlich limitiert. Wir haben uns auch personell Hilfe geholt, sodass ich mich nach und nach ein wenig aus dieser Arbeit wieder zurückziehen kann, und etwas mehr Alltag bei uns auch als Familie wieder einkehren wird. Dieses Wissen macht es auch etwas leichter für mich. Wir leben halt gerade in einer Pandemie, das sind herausfordernde Zeiten.

💪Was ist aktuell Ihr wichtigster Tipp für alle die, die in dieser Zeit an vorderster Front stehen?

Die Hoffnung und die Zuversicht zu behalten, dass wir bald den schwierigsten Teil der Pandemie geschafft haben, und sich Momente der Ruhe zu gönnen. Yoga, Meditation, ein gutes Buch, Momente der Dankbarkeit aktiv leben!